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Die Notizen, die sich hier finden, sind Notizen, nicht einmal Wasserstandsmeldungen. Die stehen unter Publikationen. Allenfalls Skizzen möglicher Wasserstandsmeldungen könnte man's vielleicht mit gutem Willen nennen, was hier steht
zu Nutz und Frommen und Vergnügen.
Gelegentlich auftretende Entengrütze ist nahrhaft und neben Sachen wie Bier, Kalbsnierenbraten u. dgl. m. unbedingt nötig.
Soweit man zunehmend häufig in der Zeitung liest und beinahe täglich im Radio hört, ist ja das sog. "Gesehen-Werden" gleichzeitig Resultat und Voraussetzung eines sog. "wertschätzenden" und "achtsamen" Umgangs aller mit allen, der alle glücklich und zufrieden hinterlässt.
Möge der Entität, die - so sie denn Bewerbungen schriebe - durchaus auch stolz ein "d" (für Dinosaurier) angeben könnte, verziehen werden, dass sie dieses ganze Konzept vermutlich nicht richtig kapiert und es ihr infolgedessen schwerfällt, zwischen jenem "Gesehen-Werden" und dem althergebrachten, ja gewöhnlichen "Auffallen" zu unterscheiden. Außer freilich, dass letzteres ein bisschen aktiver klingt, also nach eigenem Bemühen darum, denn doch zu guter Letzt gesehen zu werden, nicht wahr? Und vielleicht ist es so, dass es Leute gibt, denen diese aktive Sache ganz arg leicht fällt, also praktisch: Naturell, so dass alle anderen Leute gar nicht recht umhinkommen, diese zu sehen, so dass die dann auch gesehen werden müssen - ob man das alles sehen will oder nicht.
Aber wenn das mit dem "Gesehen-Werden" jetzt tatsächlich so wichtig ist, dann darf und sollte man vielleicht von solchen natürlichen und dann oft auch professionellen Gesehen-Werdern lernen. Und wenn man sich so umschaut, dann fallen eigentlich zwei Methoden ins Auge, die gar nicht so schwierig und vor allem in ihrer Durchsichtigkeit völlig transparent scheinen, öhm...
Methode 1 (die wir volkstümlich die "Methode Kubicki" nennen könnten): Man beobachtet eine Diskussion (die man sich auch gerne selbst ausgedacht haben darf), beteiligt sich so ein bisschen daran und sobald diese beginnt, deutlich einer insgesamt vernünftigen Richtung zuzuneigen, die man heimlich auch selbst gutheißt und durchgesetzt sehen will, wirft man sich mit Verve auf die Gegenseite. Das schadet dann nicht mehr. Dafür aber sehen einen aber auch ganz alle.
Methode 2 (die wir fachtümlich die "Methode Rostalski" nennen könnten) geht so: Man bemerke irgendwo irgendeine Diskussion (oder denke sich eine aus), warte ab, in welche Richtung sich die Mehrheitsmeinung (so vorhanden) neigt und werfe sich dann ohne jede Rücksicht auf so überholte und also überflüssig einengende Eigenschaften wie Vernünftig- oder gar Verständlichkeit mit Verve und so lautstark wie nur irgend möglich in die Gegenrichtung. Und voilà...
Freilich mögen die soeben gebrauchten Methoden-Bezeichnungen fehlgeleiteter Wertschätzung und Achtsamkeit entspringen, doch mag man solch' empathietriefendem, umfassendem Beobachter-Aug' nicht gram sein! Die Sache bleibt ja immer dieselbe, mag sie auch "Schlipf" und "Schlapf" genannt werden - oder für unsere anglophilen Leser "Johnson & Johnson"...
Und nun geht hinaus und übt, meine Kinder!
Die d(inosaurische)-Entität bleibt überholt und hält's mit dem schon sehrsehr weisen Tipp des alten Epikur, dass ein Leben im Verborgenen (Lathe biosas -- keine Ahnung, ob es hier einen Altgriechisch-Font gibt?) eigentlich auch ganz schön und überhaupt das allerschönste sei. Amen.
Jetzt geht es nicht mehr. Es muß heraus. Immerhin schweigt sich die Entität seit fast zwei Jahren über das Eine Thema aus. Nichts: Keine spöttischen, aber wahren Bemerkungen zu Edgar Allan Poe; keine passenden Musikempfehlungen, insb. alles von Eremit (und sowieso Senjutsu, nicht unter 60 Mal); nicht einmal und trotz Sextupels ein Aufsätzlein über die größere Schönheit sog. Geisterspiele des Liebstvereins am Radio als die mit dem herkömmlichen Ultra-Gegröhle; usw. usf. Weil: No politics. Das bleibt auch heute so.
Vielmehr gibt es eine minikurze Analyse zum Unterschied der ganzen hiesigen Angelegenheiten vor und nach dem unglaublichen und unglaublich blitzartigen Geschenk diverser Vakzine, mithin Impfis.
Diese Analyse geht aber so:
Es gibt hierzuland pfeilgrad genau und nur einen Unterschied zwischen vorher, also ohne Impfi, und nachher, also mit Impfi. Dieser kleine unfeine Unterschied ist aber dieser: Vor dem Impfi konnte man nicht ganz so lange immer so weitermachen und -wursteln, bis es nicht mehr geht und alles zusammenbricht, während man jetzt, nach dem Impfi, ein bißchen länger immer so weitermachen und -wursteln kann, bis es nicht mehr geht und alles zusammenbricht, als vor dem Impfi.
Das ist so abgrundtief, so erbärmlich, so beschämend, so gottlos blöde.
Und woher kommt diese abyssale Blödheit? Worin besteht sie ihrem Wesen nach?
Keine Sorge, die Entität leiert jetzt nicht Schopenhauer herunter, der jetzt gern wieder entdeckt wird. Liest sich leicht und sah überdies im Alter aus wie ein Gibbon (durchaus wohlgestalte Affen im übrigen, falls es so was gibt). Also nicht ... blabla ... Wesen der Deutschen Schwerfälligkeit blabla....
Nein.
Diese spezielle Superduperblödheit liegt darin: Ganz viele Leute, die sofort den Klempner rufen, wenn ihr Klo verstopft ist, weil der sich mit so etwas auskennt, da er das gelernt hat, und sie nicht, legen jetzt auf einmal Wert darauf, sich eine fundierte Meinung über die durch die Lande rasende Pestilenz selbst bzw, die Immunisierung dagegen und in Eigenbau zu bilden. Das dafür nötige Studium der Medizin, Epidemiologie, Virologie, Molekularbiologie und weiß GOtt wessen sonst noch wird in kürzeren oder längeren Sitzungen am heimischen Rechner, also im sog. "Internet" nachgeholt, viel schneller, als dies je eine der akademischen Koryphäen geschafft hätte, auf deren Schultern die Hoffnungen aller Menschen guten Willens zur Pestilenzbezwingung ruhen. Und ist dann. während der Klempner fachmännisch, am besten mit Meisterbrief, das Klo repariert, dieser Stand erworben, diese sog. "Bildung", der keine Aus-, sondern eine Einbildung zugrundeliegt, kann man nicht nur in fachliche Konkurrenz zu den schwitzenden Wissenschaftlern treten, sich eine sog. "eigenständige Position" erlauben, nein, man hat sogar, praktisch automatisch, recht, weil so ein bißchen Zweifel muß ja sein und Freiheit und was macht mit mir und alles, was man an zugehörigem Schamott überall lesen und vor allem hören kann, wenn man nicht gut auf sich und sein Seelenheil aufpasst.
Wie aber heißt nun diese spezielle Art von Superdupersonderblödheit?
Wahrlich, ich aber sage es euch! Ihr Name ist nicht Legion. Ihr Name ist einfach und abscheulich. Denn ihr Name ist allein: Arroganz.
Das ist es, was diese da im Lande vor allen anderen auszeichnet: Arroganz.
Die vergessene, in Unrat und Mist versunkene, ehemalige Aufklärung, die, weil vernachlässigt und über allen Identitätsgageleien mit Füßen getreten, wiederkehrt, das einst ebenmäßige, freiheitskündende Antlitz zur satanischen, verneinenden Fratze verzerrt.
Das ist so abgrundtief, so erbärmlich, so beschämend, so gottlos blöde.
Und so unnötig.
Ich habe dieses Jahr - geliebtes Volk, also sehrsehr wenige an der Zahl, ausgenommen - exakt fünf freundliche und mir ansonsten unbekannte Menschen getroffen: zwei oberpfälzische Bahnerer, einen kurdischen Taxifahrer, einen blonden lübecker Doppelspind vom Sicherheitsdienst einer Klinik und einen fränkischen Portier von derselben Klinik. Also fünf. Ihnen war eines gemeinsam: Sie haben meine Klemme, meinen Kummer, meine Verzweiflung bemerkt und nach ihren Möglichkeiten gehandelt, um mir herauszuhelfen; und zwar ohne irgendwelche Helden- und Großtaten unter Einsatz von Leib und Leben zu vollbringen, sondern nur, indem sie ihren Beruf auf diese Weise ausgeübt haben, die man gerne engagiert nennt, obwohl es reichen würde, davon zu sprechen, daß sie dabei kurz nachgedacht haben. Ich werde diese fünf Leute nie vergessen. Trotzdem geht es nicht um sie, sondern um das Gegenteil.
Denn ich habe im Zuge (höhö) des Kontakts mit den lieben Bahnerern und dem Taxifahrer auch zwölf ganz unfreundliche Menschen getroffen, nämlich zwölf reichsstadtdeutsche und russlanddeutsche nürnberger Taxifahrer. Als ich dem ersten in der Reihe mein selbstverständlich völlig legales und nicht einmal ungewöhnliches (es gibt sogar Formulare dafür, und eins davon hatte ich) Anliegen vortrug, wollte er nicht, habe er noch nie gemacht, ginge nicht, sie dürften das wegen des Chefs nicht usw. Halt alles, was man so sagt, wenn man etwas nicht tun möchte, das man eigentlich dürfte (und womöglich sogar sollte). Alle folgenden haben mich gleich weitergewunken, ohne auch nur die Seitenscheibe herunterzulassen bzw. haben dieselbe schnell noch hochgefahren. Das waren zwölf Stück Taxifahrer. Der letzte in der Reihe war ein kurdischer Papi, der mir gleich die Tür aufmachte, mich anhörte und sagte: "Versuchen wir. Kann nix versprechen. Schnall' Dich an!"
Naturgemäß geht es eigentlich um die zwölf. Oder genauer um das Verhältnis. 12 : 5. Ich glaube nämlich, oder fürchte wenigstens, daß sich das ziemlich allgemein auf die hiesige Bevölkerung übertragen läßt. Zwölf unfreundliche zu fünf freundlichen. Und die wirklich bösartigen würden noch einmal extra gezählt werden müssen. Aber um die geht es nicht, vielleicht auch nur noch nicht. Also viel mehr unfreundliche als freundliche. Deswegen meine ich, dass es Augenwischerei oder Pfeifen im Walde oder sanfte Unaufrichtigkeit oder so etwas ist, wenn man angesichts der um sich greifenden hirnerweichenden öffentlichen Meinungsäußerungen auf unseren Straßen und Plätzen, in Sonderheit Berlins oder Stuttgarts (im Grunde genommen beides verzichtbare Ortschaften) immer und immer öfter hört, daß die schweigende Mehrheit gegen besagte Umtriebe sei und diese gewiß nicht unterstütze. Keine Ahnung, woher man das so nimmt. Bis zum augenfälligen Gegenbeweis gehe ich jedenfalls davon aus, daß der schweigenden Mehrheit diese ganzen Sachen einfach wurscht sind. So wie zwölf nürnberger Taxigschwollschädel*innen auch meine Klemme etc. evident wurscht war.
Ich habe keine Ahnung, ob das "früher" auch so war. Man verklärt die Vergangenheit, besonders die eigene, ja so leicht. Ich weiß aber, was jetzt anders ist, was es "früher" nicht gab, jetzt aber gibt. "Früher" gab es keine ständige Erreichbarkeit von jedermann, was nur der Euphemismus für ständige öffentliche Quatschabsonderungsmöglichkeit samt Gruppenrottung und gemeinsamem Geheul für jedermann ist. Kurz: Es gab keine sog. "sozialen" Netzwerke (soviel Anführungszeichen, wie man hier bräuchte, gibt es gar nicht). Nun bin ich beileibe nicht für die Abschaffung digitaler Kommunikation oder gleich des ganzen Internetzeugs da. Beileibe nicht. Ich frage mich nur zunehmend und habe mich gefragt, seit es das gibt, was für einen guten Grund gibt es eigentlich für - nur beispielsmäßig für alles - Fatzbock-Gebrauch? Außer den naturgemäß, einen Herrn Zuckermann o.s.ä. immer noch reicher zu machen. Aufgrund völliger Erfahrungsabsenz meinerseits - Entitäten gehen nicht in solche, in Wahrheit widersoziale Netzwerke; sie gehen in gar keine Netzwerke - gibt es hier nun dunkles Ahnen, Spekulation. Irgendwie aber schaut es schon so aus, als sei das im Grunde genommen eine Art individualisier-, oder besser: typisierbarer Litfaßsäule, auf der man seine glattlackierte, hochglanzpolierte Oberflächenexistenz und ihre achievements, gar over-achievements der staunenden und hoffentlich neiderfüllten "peer-group" präsentiert oder eben sein allerallertiefstes Leid zur Erzielung möglichst allgemeiner Mitleidswellen und solche Sachen eben in die Welt bläst und posaunt, solange es um Oberflächlichkeit einerseits und Gefühlsgerumpel andererseits geht.
Jetzt ist die Frage: "Braucht's des?" (G. Polt) Man wird gewiss auf Phantastilliarden "Nutzer" verweisen. Aber das beantwortet nicht die Frage: "Braucht's des?" Warum sollt man das brauchen? Warum nur? Um sich eine Art eingebildeter und womöglich trotzdem lukrativer Bedeutung zu verleihen? Sein im Außerhalb des so unsäglich gruppigen, ja vergruppten Netzwerks kaum oder gar nicht sichtbares Selbstbewusstsein aufzublähen? Therapie also? Aber was soll die denn helfen? Ein virtuelles Selbstbewusstsein ist halt kein wirkliches. Warum könnte man dieses ganze Zeug nicht einfach abschalten? Oder besser: Man sollte dieses ganze Zeug einfach abschalten. Herr Zuckermann hat doch eh' schon mehr Geld, als er je ausgeben kann (und wofür sonst sollte man denn Geld haben?). Und e-mails, ein Haufen netter Blokks ohne Kommentarfunktion und so reichen doch auch. Und wirklich wichtige Sachen, also private, erledigt man sowieso am besten mit einem handgeschriebenen Brief.
Über die Kommentarfunktion gehts weiter und wieder zurück. Einmal hat die Entität aus entitätenhafter Neugier deren Resultate angesehen, und zwar nicht in irgendeinem verrufenen Eck des Internets, sondern auf der grundsoliden Seite der Tagesschau. Welcher Artikel ist egal. Was da die Leute einfach so hingeschrieben haben, erfüllt mich immer noch mit Furcht und Schrecken. Seither bin ich überzeugt, daß das Verhältnis von freundlichen zu unfreundlichen im net und den "sozialen" Netzwerken noch ungünstiger ist als draußen und daß ganz viel Unfreundlichkeit in deren Schatten zu schierer Bösartigkeit erblüht.
Daß hier offenkundig eine fossile Entität, mindestens aber ein Dinosaurier schreibt, ein, mit schlappen 50, sog. "Alter Weißer Mann", ist offenkundig. Trotzdem sollte man sich nicht allzu sehr auf unser Aussterben freuen. Nachtrauern wird man uns noch. Denn die nächste Evolutionsstufe ist bereits erklommen, vor aller Welt Augen und doch unbemerkt. Und dabei - ich muß sie enttäuschen - handelt es sich nicht um die sog. Bewohner des sog. Globalen Dorfes, nicht um irgendwelche Nerden, noch Hacker oder sonstige IT-Wizards und schon gar nicht - auch ihn muß ich enttäuschen - um Herr v.u.z. Tesla. Vielmehr - der Atem stockt mir, da ich's schreibe - handelt es sich um Homo trumpo. Dies orangefarbene Ding ist ganz offensichtlich nicht einfach ein erbärmlicher Vorschuss auf ein menschliches Wesen, wie man aus humaner Perspektive denken müßte, sondern, evolutionistisch betrachtet, die nächste Stufe. Ein im Grunde genommen rein virtuelles Wesen, auf nichts festzulegen, völlig prinzipienlos und - das ist das Neue - virtuos im Gebrauch der Netzwerke, ohne dabei zu verstehen, wie sie genau funktionieren. Es reicht zu wissen, daß ihre Dynamik von roher Emotionalität gespeist und getrieben wird. Ist man im Stande, diese intuitiv zu bedienen, ja kann man aus Eigenliebe, Eitelkeit und Opportunismus, schlicht: schierer Gier nach irgendwas, und sei's Bedeutung, gar nicht anders, ist man allen Sauriern überlegen; so wie diese kleinen orangefelligen, lang- und kahlschwänzigen Nager ihnen überlegen waren, weil sie, um deren Beute zu sein, zu klein waren, aber dafür die Sauriereier fraßen.
Schaltete man dagegen diesen ganzen Mist ab, wäre dies Problem wenn nicht gelöst, so doch stark eingeschrumpelt, und ebenso die Kollegenprobleme mit dem spanngesichtigen Zarensurrogat und dem Lebenszeitersatzkaiser von China. Und die Leute könnten auch wieder länger überlegen, bevor sie auf etwas reagieren. Außerdem ist sowieso unklar, wozu dieses sog. "Feedback" eigentlich gut sein soll und warum so großes Verlangen danach besteht. Oder eigentlich ist es so klar, daß man's vielleicht gar nicht sagen mag. Überhaupt: "Feedback"! Als das aufkam, dachte ich an so Leute wie Jimi Hendrix, Ritchie Blackmore, Jimmy Page usw., die erstaunliche Töne und Geräusche dadurch hervorgebracht haben, daß sie, ihre Gitarre greifend, ebendieselbe in mystischen Bewegungen vor den aufgedrehten Marshalls schwangen. Virtuoser Rückkopplungseinsatz halt. Dann aber habe ich gelernt, daß neuerdings ein "Feedback" das ist, was ein jeder Doldi in wertender Absicht zu irgendetwas sagt, was man gemacht hat, ob er nun davon Ahnung hat oder nicht. Und daß man sich immer schön dafür bedanken muß, habe ich auch gelernt. Und dann ist mir aufgegangen, daß das doch ziemlich viel mit dem Jimi Hendrix und den anderen zu tun hat. Man stellt sich quasi mit seinem Text oder seiner sonstigen Äußerung vor einen Egoverstärker, und je nach dem, was man gemacht hat, erhält man ein wohliges Brummen oder ein empörtes Kreischen oder ein schmerzliches Jaulen usw.
Daß daran Karrieren aller Art hängen können, sehe ich ein. Ob man aber so eine Karriere mögen sollte, ist eine andere Frage, die jeder nach seinem Gemüte beantworten muß. Entitäten jedenfalls mögen das nicht. Trotzdem sind wir damit bei dem, was im Feuilleton "Echokammern" genannt wird. Daß das ein außergewöhnlich bescheuerter Vergleich ist, steht außer Frage. Eigentlich sind diese Netzwerkgemeinschaften, die sich wechselseitig in ihren Idiotien bestärken oder über Angehörige fremder Gruppen herfallen, Feedbackkammern, in denen Beiträge vor Egoverstärkern geschwenkt werden. Ich vermute, man wechselt die Egoverstärker so lange aus, bis man das erwünschte wohlige Brummen erzielt, oder man wird gleich in der rechten Brummtonerzeugung unterwiesen. So wie das oft in der Wissenschaft geht, sofern sie über Interpretationen streitet, besonders wenn es um die hundertste oder tausendste Master-, Doktor-, Habil.arbeit über dasselbe Thema geht. Freilich reden wir hier nicht von epischen Schlachten à la Herr der Ringe (superb öde Filme im übrigen) oder Gigantomachien, sondern eher über den Froschmäuslerkrieg (Batrachomyomachia, sehr lustig, unbedingt lesen). Es geht zwar um nichts, aber dafür mit höchstem Einsatz - jedenfalls von Aplomb. Aber halt ebendeswegen auch so wahnsinnig bedeutsam: Zufriedenes Brummen des egoverstärkten und ganzwichtigen Professors X, aggressives Aufjaulen des unwichtigen Professors Y - ausgezeichnetes Feedback; umgekehrt - schlecht; gar keins - noch schlechter, weil neben den gerade begangenen Pfaden, Verdacht auf Eigenständigkeit, ja -sinnigkeit, gar Exzentrik. Um all dies, also vor allem die ausreichende Glätte für den reißenden mainstream, zu überprüfen, gibt es ja die Themenenge. Etwas zu machen, was noch keiner behandelt hat, quasi Irrsinn, weil dann sowieso kein Feedback.
Dabei - hier schieben wir ein Idyll ein - ist das eigentlich ganz schön. Der Entität selber ging es schon öfter so. Man muß dann halt in der Bibliothek lesen. Da heißt es früh aufstehen. Aber das geht im Sommer ja leicht. Jedenfalls muß man zur Lesesaalöffnung da sein. Nicht, weil man sonst keinen Platz mehr bekäme! Ach wo! Nein, weil man nicht so lange bleiben kann. Zum einen wegen beschränkter Vollkonzentrationszeit und weil man vielleicht noch irgendetwas für den Lebensunterhalt tun muß, aber zum anderen vor allem wegen des Lärms, der ab dem späten Vormittag einsetzt. Es piepst und dudelt, es müssen ständig irgendwelche Nachrichten entgegengenommen und daran anschließend muß aus geheimnisvollen Gründen der Saal verlassen werden. Vor allem letzteres produziert eine Kette von Entsetzlichkeiten. Denn beim Verlassen des Lesesaals entsteht unweigerlich das saugende Klatschgeräusch des sommerfeuchten Fußes an die Gummisandale usw. usf. Und rein müssen sie auch wieder! Also man ist früh da und hat eine Schwarte aus dem 16. oder 17. Jahrhundert vor sich, sagen wir: Theophilus Gale, The court of the Gentiles (weiß gerade nicht, von wann das ist). Bevor man sie aufschlägt, befreit man erst einmal mit zwei bis drei frischen Tempotaschentüchern die Buchblockränder vom Staub der - offensichtlich - Jahrhunderte, weil man sich sonst auch bei kurzer Berührung völlig einsaut. Sodann schlägt man die sacht zusammenpappenden - hat wirklich lange, laaaaange Zeit niemand mehr angeschaut -Seiten mittig und vorsichtig auf und bewundert die Motte (in echt!), die irritiert daraus aufsteigt, und dann kann's schon losgehen. Nicht lange, aber zu kurz ist besser als zu lang, und man kann ja jeden Morgen kommen. Falls man dann was dazu machen sollte, ist Feedbackfreiheit gewiß garantiert. Jedenfalls scheint mir's so. Probiert hab' ich's immer noch nicht. Anderes dazwischengekommen etc.
Also jedenfalls ist die Feedbacksucht ein Problem. Man möchte wetten, daß sie nachließe, wenn es weniger einfach würde, sie zu befriedigen. Dafür braucht man die "sozialen" Netzwerke also auch nicht. Also abermals: Abschalten.
Aber die ganzen hochwohllöblichen Initiativen, Aktivisten und so!! Dafür braucht man das Zeug doch! Ohne bösartig sein zu wollen, scheint man zuerst die Frage stellen zu müssen, ob man in einem funktionierenden freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat erstere braucht. Das mag so ein bißchen ketzerisch klingen, ist aber gar nicht böse gemeint. Es geht vielmehr um sehr Prinzipielles: Es ist gewiß sehr erhebend und so ein bißchen Robin-Hood-mäßig rebellisch, um des Klimaschutzes willen Freitags immer die Schule zu schwänzen. Freilich sieht jedermann, daß dadurch keinerlei Klima gerettet wird. Wenn das passieren sollte, geschieht es durch politische, gesetzgeberische Entscheidungen, die erst einmal die Mühlen der demokratischen Prozessualität durchlaufen müssen. Und wenn die Protestanten dazu beitragen wollten, sollten sie die Jugendorganisationen der Parteien stürmen und vielleicht sogar besonders denen beitreten, die mit dem Klimaschutz auf Kriegsfuß stehen. Dann gibt es auch dort wieder demokratische Prozesse und die Parteilinie ändert sich. Entweder es gelingt so, auf prozessual-demokratischem Wege, oder gar nicht. Schlicht deswegen, weil jeder andere Rettungsversuch die zähen Prozesse aushebeln, überspringen, eliminieren würde. Freiheit wäre dann weg. Jede noch so wohlmeindende paternalistische Diktatur ist ebenso totalitär wie jede linke oder rechte Gewaltherrschaft. In all diesen Schreckenssystemen gilt der harmlos klingende, aber einen echten Totalitaristen ausweisende Satz: "Alles ist politisch, und es gibt nichts Unpolitisches." Also: Nichts ist privat, auf alles hat der Staat Zugriff. Das man sich davor mindestens so arg hüten sollte wie vor der menschengemachten Klimaveränderung (NB: Es liegt im Wesen der Freiheit selbst, daß sich der Mensch aus Freiheit selbst vernichten kann. Das ist zwar doof, aber möglich - leider), liegt auf der Hand. Und daß mit den weltweiten Klimaprotestaktionen, die rein zufällig immer zu Schulzeiten stattfinden mußten, irgendeine neue Art von "Bewußtsein" erzeugt worden ist, kaufe ich niemandem ab. Bewusstsein wird nicht von Außen erzeugt, sondern durch ein Subjekt selbst entwickelt. Und wenn ihm eine Sache, und sei's eine Klimakatastrophe, nun mal wurscht ist, dann ist sie ihm wurscht. Falls sich betreffendes Subjekt dann auch noch ärgert, wenn die Kinder auf der Straße herumspringen, wo sie eigentlich in der Schule sein sollten, trägt dies gewiß kaum zur innig gewünschten Bewußtseinsentwicklung bei...
Also könnte man das ganze "soziale" Netzwerkzeug nicht doch, bitte! BITTE!, einfach abschalten? Das Argument, daß das ja nur ein Werkzeug sei und deswegen auch zweckwidrig gebraucht, also mißbraucht werden könne und man ja Hämmer auch nicht deshalb verbiete, weil man damit Leute erschlagen könne, hat schon einen so langen Bart, daß man eine große Bartwickelmaschine bräuchte. Aber bitte: Zum einen ist völlig unklar, ob man ein "soziales" Netzwerk überhaupt zweckwidrig gebrauchen kann. Darauf läuft immer alles hinaus, was Herr Zuckermann bei irgendwelchen Anhörungen von sich gibt. Und er hat ja recht. Der Zweck ist Kommunikation. Und menschliche Kommunikation besteht nun einmal leider zu einem nicht geringen Teil aus Lügen, Lästern über Abwesende, übler Nachrede, Hetze usw. usf. Dass das jetzt auf einmal in Windeseile weltweit möglich ist, ändert ja nichts daran, daß es sich um menschliche Kommunikation handelt. Und man könne ja schlecht menschliche Kommunikation verbieten.
Die Sache beginnt ab dem vorletzten Satz suspekt zu werden. Man kann durchaus fragen, ob es sich bei der Kommunikation im Netzwerk noch um menschliche handelt. Zumindest die Reichweite ist buchstäblich unmenschlich. Unmenschlich ist aber auch, daß keiner wissen muß, mit wem er in Wahrheit kommuniziert, weil jeder nach Belieben erzählen kann, wer er sein möchte. Und obwohl die schönste Disziplin der Welt in ihren finstersten Stunden geglaubt hat, sich von der Wahrheit verabschieden zu müssen, weil sie sich nicht entblödet hat, von ihrer möglichen Unerkennbarkeit auf ihre wirkliche Inexistenz zu schließen, und irgendwann über der Konzentration auf den Erweis der eigenen Relevanz irrelevant geworden ist, ist Wahrheit kein fossiles Konzept. All die "Hasepupse" und "Führerzwos" in ihren Netzwerken sind auch außerhalb jemand, und zwar - das mag ein Problem sein - diejenigen, die sie eben sind, ohne Glitzerlackierung und Hochglanzpolitur. Und unter diesen Leuten findet menschliche Kommunikation statt. Unter virtuellen Typen findet nur virtuelle Kommunikation statt und die braucht nicht im geringsten menschlich zu sein. Damit dreht sich alles um.
Der Zweck des sozialen Netzwerks kann gar nicht menschliche Kommunikation sein, weil in ihm keine solche stattfinden kann. Also ist der Zweck ein anderer. Denn ein Instrument ist es jedenfalls. Wie wäre es mit Spielzeug? Ein Spielzeug zur Simulation menschlicher Kommunikation? Damit kommen wir der Sache wohl näher und jedenfalls nah genug. Denn jetzt geht's zurück zum Hammer. Hämmer und alle anderen Werkzeuge (inkl. Wattebäuschchen) werden deswegen nicht verboten, weil sie zwar bedauerlicherweise mißbraucht werden können und auch werden, aber ihr Mißbrauchsrisiko nicht so riesig ist, daß sie aufgrund ihrer inhärenten Gefährlichkeit verboten werden müßten. Daß es so etwas gibt oder jedenfalls Bemühungen darum, ist bekannt: Kernkraft (nicht so gutes Beispiel), Braunkohleverstromung (sehrsehr gutes Beispiel), Schuß- und Kriegswaffen für Privatleute (ausgezeichnetes Beispiel), ABC-Waffen (super Beispiele).
Nun kann man zweifellos mit simulierter menschlicher Kommunikation einen Haufen Leute und das ganz leicht - Denken wie an unsere Egoverstärker! -manipulieren. Dies bedarf gewiß keines eigenständigen Beweises mehr. Und daß dies, sogar im globalen Maße äußerst gefährlich ist, bedarf auch keines eigenen Beweises mehr. Also abschalten, bitteBitteBITTE.
Aaaaaahhh. Das tat jetzt gut. Sollte man vielleicht doch wieder öfter machen.
Naturgemäß ist das eigentlich ein Meckerblokk - schlicht weil Blödheiten namhaft zu machen, verborgenen Unsinn in offensichtlichen Unsinn zu überführen, Philosophie ist (remember Wittgenstein). Aber ebenso naturgemäß ist nicht alles schlimm, schlecht, böse und doof. Eigentlich ist es - schon wieder naturgemäß - ganz genau andersrum: Es gibt viel mehr Feines und Gutes und Schönes (wenn vielleicht auch nicht Schlaues), wenn man genau genug hinschaut.
Und deshalb gibt es jetzt diese neue (naturgemäß) unregelmäßige Rubrik.
Über die letzten Wochen hinweg hat sich die Zeitung, genauer: die ebendieselbe verfassenden Leute, sog. "Schurrnallisten", ja einen Haufen Schnabelbisse verdient. Es waren nicht einmal alle verdienten, sondern nur die besonders ganz arg verdienten.
Aber man muß auch rühmen und lobpreisen, wenn es an der Zeit ist. Und jetzt, gerade heute ist es an der Zeit: Ehre, wen Ehre gebührt. Einfache Lektüre hat zu einer dauergrinsenden Entität geführt (jeder Donaldist weiß, wie das aussieht...) und den trüben Schmuddeltag erhellt und in spirituelle Sonnenstrahlen getaucht.
Denn ein ansonsten (naturgemäß!) eher unwesentlicher Artikel begann mit diesen, wahrhaft goldenen Worten:
"Vladimir Putin verzog keine Miene".
Ist das nicht ganzganz herrlich, großartig und wundersam? Und so, so WAHR! Als ob Mienenverzug nicht sogleich zu einem ausgesprochen abominablen Gesichtsplatzer führen müßte. Weil: "Allzu straff gespannt zerspringt der Backen!" usw. usf. Wuahahahahaha. Dankedankedanke!
Mit das allerallerschönste auf dieser Welt ist es naturgemäß, ausreichend Bier - gutes, feines und braunes - und viele Gäste zu haben und zu bewirten und manchen davon wider alle Poshhipsterlügenökobartelvernunft gar Obdach über Nacht zu bieten, jawollja! Erst am Wochenende im Selbstversuch überprüft. Großartig! Eminent! Kolossal! Immer noch erfreut und herzerwärmt und gerührt -- aber auch immer noch müd' und überdies jetzt ein, zwei Wochen unterwegs. Also heut nur diese kurze Abmeldung und dann ein bißchen nix. Aber dann....evtl. wieder eine Fortsetzungssache! Inderleggdurelle Anreechung! Cliffhanger! Liebe! Drama! Wahnsinn! Oder freilich auch wieder nicht und nur so Zeug. Aloha.
Jetzt mal was Superduperklassisches - das naturgemäß gar nicht zu Göthens Gähn- und Schillerns Volldampfklassik gehört, weil's halt von Hölderlin ist. Also im besten Sinne nicht von dieser Welt und obendrein angemehmerweise auch nicht Olympierliteratur. Sondern rasend, sonnendurchflutet, nebelfinsterabgründig, morgentaubeträuft usw. usf. Aber Obacht: Auf keinen Fall auf die Handlung achten oder sie gar ernstnehmen! Sondern auf die völlig unglaubliche Sprache! Denn:
Jetzt ist schon wieder was in der Zeitung gestanden. Ich geb's jetzt noch einmal brühwarm weiter, und dann möcht' ich wieder was anderes machen können, als ständig galoppierende Fälle von Hirngicht namhaft zu machen.
Es gibt ja in der Zeitung, vermutlich wegen der allgemein meditativen Stimmung gerne sonntags, Seiten oder Rubriken des Grauens. Dort kommt die Zeitung naturgemäß völlig zu sich selbst, weil sie die Maske der Allgemeintauglich- und -zugänglichkeit fallen läßt und zeigt, wer eigentlich und wie winzig der gewünschte, erdachte, erstrebte, erträumte Adressatenkreis ist. Allein und nur deswegen lohnt sich auch für Grattler wie unsereinen die sonntägliche Lektüre der Rubrik "Wohnen" und die werktägliche der Kolumne dieses gepflegten älteren Herren der immer so feine Anlagetipps für Durchschnittsverdiener mit 2 Mio. "auf der hohen Kante" gibt. Derart bequeme Studien in unverhüllter Arroganz und Überlegenheitsanspruch am offenen Herzen der Supererfolgsleute sind sonst kaum möglich - von der heilsamen Erhöhung des Morgenblutdrucks ganz zu schweigem.
Das Unglück beginnt eigentlich ganz harmlos: Man wird mit der neuen Trendigkeit, Superavantgarde, Angepaßtheit vertraut gemacht, daß das beste und allerallerschönste für den modernen Erfolgsmenschen samt Superfamilie (Paar, 1,5 Kinder, Tier von beliebigem Wuscheligkeitsgrad) eine möglichst kleine Wohnung sei. Da denkt man dann klarerweise zuerst an den Fuchs und die Trauben, an die nachgerade gesellschaftliche Verpflichtung von Superleuten zum Wohnen in Metropolregionen und sagt sich: Schön und gut, der Superschurrnalist samt Familie ist vielleicht auch gar nie zuhause, weil Sensationen, rasende Reportagen und überhaupt Termine, Termine, Termine für alleallealle, aber eine rechte Entität ist halt meistens zuhause und braucht auch da ihren Auslauf und Platz für Bücher, Bier, Nahrung, Unsinn etc. und würde daher am liebsten in einem kleinen Schlößchen mit ganz viel Platz in einem kleinen Städtchen wohnen, obgleich es eine eher größere Wohnung, wo man halt gerade sein muß, auch tut.
Dann prangt aber in einer - rührend schülerhaft aufgestellten, übrigens - Liste von Gründen das Argument der Tante Hildegard, vulgo: des mißliebigen Gastes. Da kracht es dann, und der Blutdruck bewegt sich aufs angenehmste nach oben.
Das Argument ist naturgemäß von alleräußerster Einfachheit und geht so: Früher, in den finsteren Zeiten spießigster Gastfreundschaft legten Leute noch Wert darauf, in ihren Wohnungen ein Gästezimmer auszuweisen und vorzuhalten. Dies könne, ja müsse geradezu die hippe Supererfolgsfamilie sich aber - und eben nicht bloß wegen profaner zu teurer Platzverschwendung! - sparen. Denn es bestünde die stete und offenbar entsetzliche Gefahr der Gästezimmernutzung durch mißliebige Besucher, also Tante Hildegard. Habe man diesen Platz aber erst gar nicht, könnten solche Schreckensgestalten auch nicht einfallen und dadurch sich selbst listig Hotel- und Bewirtungskosten sparen. Daneben sei auch nicht mehr erforderlich, Gründe zu erfinden und vorzuschieben, um entsprechende Besuche zu verhindern. Also weg das Gästezimmer!
Das ist in dieser Unverstelltheit schon so schlimm, daß es wieder originell wird:
Wer eigentlich hat das Gesetz aufgestellt, daß man lügen muß, wenn man irgendeine Person - und sei sie verwandt - nicht unter seinem Dach beherbergen möchte? Man kann das durchaus unter Wahrung aller Etikette so sagen, wie es ist. Oder hofft man etwa auf Tante Hildegards Erbe, gruselt sich aber davor, die erwartbare Freundlichkeit aufzubringen?
Und, wie ist das eigentlich? Wenn man willentlich Platz für ungeliebte Gäste ausschließt, dann hat man doch auch keinen Platz für geliebte Gäste? Oder hat man so etwas in den Zeiten der Asozialiät bzw. Opportunität aller Netzwerke einfach gar nicht mehr? Dies zu schließen, liegt mehr als nahe, denn damit, daß es (ausnahmsweise wenigsten!) nicht nur eine unzumutbare und unhippe Belast- und -lästigung, sondern auch 'mal ganz schön sein könne, Gäste zu haben und Gastfreundschaft zu üben, rechnet der Artikel schon gar nicht mehr.
Lügen posh - Gäste unposh.
Selbstbewußtsein ist ja grundsätzlich etwas sehr Schönes.
Und beim Vollzug einer sogenannten "beruflichen Karriere" ist es gewiß gänzlich unerläßlich, also zumindest relativ notwendig - und also schon nicht mehr schön (aber das nur am Rande). Es gilt also: Hauptsache man hat es, aus welchen Gründen auch immer oder meinetwegen auch ohne jeden Grund; das ist für Karrierezwecke vollkommen wurscht. Bassddtscho. Solange halt eine gewisse fremdmagenfreundliche Selbstbewußtseinszurückhaltung geübt wird, so was wie Anmut, Dezenz, Eleganz, irgendwas in der Richtung eben, das einen nicht zum entstellenden Doppelaugenbrauenlupfen zwingt.
Angelegentlich der schon enorm erstaunlichen Erkenntnis, das sich wegen der ganz verschiedenen Leseeinstellung auf Papier Gedrucktes irgendwie besser einprägt und merken läßt als auf Bildschirmen Herumflimmerndes, erfährt man im einschlägigen Artikel der heutigen Sonntagszeitung unter anderem auch, daß es zur Erringung eines Hospitantenplatzes - was immer man da auch machen oder nicht machen soll - bei derselben von Vorteil ist, regelmäßig die - und zwar offenkundig ebengenaudie - Zeitung zu lesen. Das überrascht keineswegs.
Überraschen tut schon eher, daß sich während eines Vorstellungsgesprächs herausstellt, das die entsprechende Behauptung einer gewiß in irgendeiner akademischen Ausbildung - drunter es zu tun, könnte ja nicht einmal gedacht werden - befindlichen Kandidatin als unerweislich sich herausstellt. Denn das arme Mädchen bestätigte zwar eifrig die erhoffwartetwünschte Lektürenachfrage, konnte sich jedoch - Schockschwerenot! - an keinen der angeblich gelesenen Artikel erinnern. Das läßt sich einerseits als Beleg für die erfrischende Naivetät bei gleichzeitig vorhandenem donnerndem Selbstbewußtsein unserer karrierefreudigen Jugend verstehen, andererseits aber, da die Unglückliche ihre Zeitung am Bildschirm anschaut, noch viel besser als Evidenz für die Erinnerungsfeindlichkeit von Flimmertexten. Schließlich, so das Argument, könne es ja kaum sein, daß in einer ganzen Sonntagszeitung kein einziger "interessanter" Artikel drinstehe!
Wir merken: Der Erinnerung wert oder würdig oder wenigstens solche auslösend ist dasselbe wie interessant. Ganz abgesehen davon, daß "interessant" ein ganz besonders unglückseliger, nichtssagender, geradezu Desinteresse signalisierender Ausdruck ist - vergleichbar in etwa mit dem noch schlimmeren, schwerstintellektuellen "spannend" -, und weiterhin unbeachtlich der ohnehin eingeräumten Subjektabhängigkeit des ganzen, scheint doch bei dieser Gleichsetzung ein mittelschweres Miß- und Selbstmißverständnis unserer Schurrnalisten vorzuliegen, das indes immerhin wiederum von massivem Selbstbewußtsein zeugen mag.
Auf einer ganz ähnlichen empirischen Basis (Selbstbeobachtung) schaut es nämlich in Wahrheit so aus: Selbst wenn man den Luxus einer allmorgendlichen eineinhalbstündigen Zeitungslektüre genießt, braucht es keineswegs zu verwundern, wenn man sich nach deren Beendigung an rein gar nichts mehr erinnert, keine feinziselierten Formulierungs- oder Argumentationsgänge, keine sachlichen Details, erst recht schon gar überhaupt keine Verfasser, allenfalls sehr duster und grob ein paar Themen.
Neben dem höchst individuellen Grund, daß auch ausgedehnte Zeitungslektüre vordringlich zur Aufwachhilfe dient, hat das den eher allgemeinen Grund, daß man eine Zeitung gar nicht liest, um sich daran zu erinnern. Man liest sie - grob gesagt -, um sie wegzuschmeißen, wenn sie ausgelesen ist.
Trotzdem liest man, außer man ist ein Monster an eingebildeter Pflicht (oder einer sublimen Form von Geiz), naturgemäß nur die Artikel, die einen halbwegs interessieren. Deswegen kann es sehr gut sein, daß man auf einmal zu irgendeinem tagesaktuellen Thema Sachen weiß, wenn zufällig das Gespräch darauf kommt, ohne so genau zu wissen, woher man sie weiß - man halt die Zeitung gelesen. Umgekehrt aber kann es genausogut oder noch viel besser sein, daß man wenig bis überhaupt nichts zu sagen weiß, wenn man gefragt wird, was denn heute oder gar vor einer Woche - dies Begehr erscheint ganz evident lächerlich - in der Zeitung gestanden hat.
Derartige Erinnerung wäre zu erwarten von Texten, die einen - praktisch geistig, verstehen'S? - bewegen, von oder mit denen man lebt, arbeitet usw., also schöner oder fachlicher Literatur. Aber doch nicht von Artikeln in der Zeitung!
Das zu glauben, zu erwarten oder zu verlangen (evidente Ausnahmen: Zeitungshospitanzkandidaten, Schurrnalisten etc.), heißt schlicht, das, was in der Zeitung steht, mit dem zu verwechseln, was in schönen oder wissenschaftlichen oder ähnlichen Büchern oder Zeitschriften steht. Das schreiben Schurrnalisten - Dem Himmel sei's getrommelt und gepfiffen! - aber gar nicht, und sie sollen es auch auf gar keinen Fall. Sonst könnte man die Zeitung ja auch nicht mehr lesen.
Es ist nicht alles schlecht. Genaugenommen ist sogar vielviel mehr gut, sogar sehr gut, als schlecht.
Und diese erbauliche Einsicht kann man sich sogar an sonnigen Sonntagmörgen - auch an bedeckten, vernieselten, dunklen, verhagelten usw. - praktisch erhalten, also ihr balsamisches Bewußtsein hegen, wenn man wenigstens auf eine Kleinigkeit achtet und eine winzige Vorkehrung gegen eine spezielle Lebensartgeschmacklosigkeit trifft.
Wahrlich, wahrlich, ich aber sage euch, hier ist Weisheit: Er, der herumgeht wie ein brüllender Löwe und sucht, euch zu verschlingen, er ist gegenwärtiger denn je.
Feixen tut es, das schwartze Kesperlin, über euer traulich-treulich-dööfliches Bemühen allen, allen alles mitzugeben, was niemand angehen sollt', den Übelschleim der Seelen. Einsickern tut er, der Schalk, der stets verneint, in alle Ganglien und Tippelfingerlein wie orangefarbene Fäulnis, der dreimalvermaledeite. Und ihr merkt es nicht, laßt fein euren falschen Stolz auf Eigenbedeutung, eure Sucht, Ansehen zu vermehren, eure Hohlheit zu vervielfachen, euch aufkitzeln. Nur schlängelig ergeht ihr euch in jammervoller Selbstanklage, wenn's dumm genug ist worden, anstatt ihn selbst anzuklagen, der's verdient, den ewigen Ankläger.
Denn war's euch nicht schon immer und ist es noch immer danach, Übles zu sagen über euren Nächsten? Ihn fallen zu sehen, fallen zu machen, aus böser blanker Lust an seinem Fall, mag er's verdienen oder nicht? Aus namenlosen Dunkel auf ihn einzuprügeln, zu zernichten den unglückseligen, bloß weil's geht? Aus unsäglichem Vergnügen an der Aufgeregtheit, dem dräuenden Unfug, den auf einmal jeder glaubt, nur weil er geschrieben steht in flimmernder Schrift? Weil es schön und leicht ist, die Begehr nach Krawall zu stillen jederzeit im stillen, heimelichen Kabäuschen? Weil es viel schöner ist, in warmer Pantoffel über jeden, der euch nur ins Haupte kommen oder aufgestoßen sein mag, schlimm zu reden, als zu suchen das offene Gespräch, die aufrechte Frage, das schwierige Urteil?
Weh euch, wehe, dreimal wehe! Mit jedem Zischquietschtschilp, mit jedem Fatzbocksprung, mit dem ihr verdammt, wonach's euch lüstet, verdammt ihr selbst euch und laß ihn hohnlachen und schwelgen im Überfluß, der's euch zu tun gewährt!
Denn, höret, wahr ist, daß ein Werkzeug, das euch solches erlaubt, auch dazu gemacht und gedacht sein wird, das Übel, die Bosheit, die in allem, was Mensch ist, nistet, zu bebrüten, herauszutreiben und zu entlassen in die arme, geplagte Welt, die nienicht daheren besser wird, sondern immer nur noch mehr dem verfällt, der sowieso schon ihr Herr ist.
Bleibt fern dem Tastengefinger, das euch selbst erniedrigt, indem ihr euch erhöht! Freut euch der Stille, worin ihr den Dämon bekämpft, der lang schon seine Arbeitszeit über Mittag ausgedehnt hat! Setz euch nieder und denkt gefälligst nach! Versucht wenigstens, vor aller selbstgefälligen Empörung das Auge auf die eigene Schlechtigkeit und des anderen Freiheit zu richten! Seht doch ein, daß man, um sich zu vervielfältigen, vor allem Nullen braucht! Bitte! Sonst wird das alles nichts mehr.
Ächz.
Priv. Doz. Dr. phil. habil. Alexander Aichele | Halle (Saale) | aichele@arkesilaos.de
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