Wahrlich, wahrlich, ich aber sage euch, hier ist Weisheit: Er, der herumgeht wie ein brüllender Löwe und sucht, euch zu verschlingen, er ist gegenwärtiger denn je.
Feixen tut es, das schwartze Kesperlin, über euer traulich-treulich-dööfliches Bemühen allen, allen alles mitzugeben, was niemand angehen sollt', den Übelschleim der Seelen. Einsickern tut er, der Schalk, der stets verneint, in alle Ganglien und Tippelfingerlein wie orangefarbene Fäulnis, der dreimalvermaledeite. Und ihr merkt es nicht, laßt fein euren falschen Stolz auf Eigenbedeutung, eure Sucht, Ansehen zu vermehren, eure Hohlheit zu vervielfachen, euch aufkitzeln. Nur schlängelig ergeht ihr euch in jammervoller Selbstanklage, wenn's dumm genug ist worden, anstatt ihn selbst anzuklagen, der's verdient, den ewigen Ankläger.
Der alte, giftge Spinnerich in seinem Netze
Denn war's euch nicht schon immer und ist es noch immer danach, Übles zu sagen über euren Nächsten? Ihn fallen zu sehen, fallen zu machen, aus böser blanker Lust an seinem Fall, mag er's verdienen oder nicht? Aus namenlosen Dunkel auf ihn einzuprügeln, zu zernichten den unglückseligen, bloß weil's geht? Aus unsäglichem Vergnügen an der Aufgeregtheit, dem dräuenden Unfug, den auf einmal jeder glaubt, nur weil er geschrieben steht in flimmernder Schrift? Weil es schön und leicht ist, die Begehr nach Krawall zu stillen jederzeit im stillen, heimelichen Kabäuschen? Weil es viel schöner ist, in warmer Pantoffel über jeden, der euch nur ins Haupte kommen oder aufgestoßen sein mag, schlimm zu reden, als zu suchen das offene Gespräch, die aufrechte Frage, das schwierige Urteil?
Weh euch, wehe, dreimal wehe! Mit jedem Zischquietschtschilp, mit jedem Fatzbocksprung, mit dem ihr verdammt, wonach's euch lüstet, verdammt ihr selbst euch und laß ihn hohnlachen und schwelgen im Überfluß, der's euch zu tun gewährt!
Denn, höret, wahr ist, daß ein Werkzeug, das euch solches erlaubt, auch dazu gemacht und gedacht sein wird, das Übel, die Bosheit, die in allem, was Mensch ist, nistet, zu bebrüten, herauszutreiben und zu entlassen in die arme, geplagte Welt, die nienicht daheren besser wird, sondern immer nur noch mehr dem verfällt, der sowieso schon ihr Herr ist.
Bleibt fern dem Tastengefinger, das euch selbst erniedrigt, indem ihr euch erhöht! Freut euch der Stille, worin ihr den Dämon bekämpft, der lang schon seine Arbeitszeit über Mittag ausgedehnt hat! Setz euch nieder und denkt gefälligst nach! Versucht wenigstens, vor aller selbstgefälligen Empörung das Auge auf die eigene Schlechtigkeit und des anderen Freiheit zu richten! Seht doch ein, daß man, um sich zu vervielfältigen, vor allem Nullen braucht! Bitte! Sonst wird das alles nichts mehr.
Ächz.